Autor
Marc Zollingkoffer
Director Software Engineering
bei SYZYGY Techsolutions
Lesedauer
7 Minuten
Publiziert
12. Februar 2023
Was PWAs (Progressive Web Apps) sind und welche Vorteile und auch Einschränkungen (speziell unter Safari) mit ihnen verbunden sind, wurde oft und hinreichend besprochen. Eine einfache Google-Suche genügt. Schaut man durch die Suchergebnisse so scheinen die Vorteile von PWAs gegenüber “normalen” Webseiten bestechend zu sein. Aber: Wir haben bisher nur wenige PWAs gebaut. Warum eigentlich?
Ehrlich gesagt, wir wissen es nicht. Der Grund ist aber sicher nicht, dass wir das Konzept ablehnen und unseren Kunden davon abraten. Ganz im Gegenteil.
Ein, wenn nicht der wichtigste Aspekt von Marketing- und Vertriebslösungen im Web ist Kundenbindung und Conversion. Also, dass Leistungen oder Leistungsvorstufen über die Website gefunden und in Anspruch genommen werden. Zum Beispiel wäre die Buchung einer Probefahrt eine Leistungsvorstufe, der Autokauf selbst dann das finale Konversionsziel. Und genau diese Conversion versprechen PWAs zu verbessern.
Zentraler Baustein aktueller Marketing- und Vertriebslösungen ist in der Regel neben einem CRM und anderer MarTech eine CMS-gestützte Website.
Nun ließen sich doch, zumindest einige interessante Teilbereiche dieser Website “PWAisieren”, um die Conversion zu verbessern.
So könnte der Car-Konfigurator einer Automarke als PWA zur Verfügung gestellt werden. Während des Entscheidungsprozesses für ein neues Auto, wäre das Tool dann direkt griffbereit auf dem Homescreen. Angebote und Empfehlungen können als Notification individuell mitgeteilt werden (siehe auch https://developers.google.com und https://developer.mozilla.org). Und nachdem der Kauf abgeschlossen ist, kann der Kunde aufgefordert werden, den Konfigurator durch die Service-PWA der Website zu ersetzen und seine Customer-Journey entsprechend fortzusetzen.
Ein anderes, noch viel einfacheres Beispiel sind personalisierte Broschüren. Aktuell häufig als PDF umgesetzt, wo dann einzelne Seiten zur „Personalisierung“ ausgetauscht werden.
Besser geeignet aus unserer Sicht und mit weniger “Medienbrüchen” belastet – ja, PDF ist eigentlich ein Druckformat ; ) – wäre eine solche Broschüre als PWA aus dem CMS mit individuellen Multimedia-Inhalten für den User zu erzeugen. Auch hier kann das “Engagement” dann mittels Notifications wachgehalten werden.
Bleiben wir dazu bei unserem Autobauer. Vielleicht hat ein potentieller Käufer eine Konfiguration gerade abgeschlossen. Jetzt kann er sich eine personalisierte Broschüre downloaden oder auch per Mail schicken lassen. Dann hat er ein PDF in seiner Inbox. Und nun? Wird der Kunde oder die Kundin sich das PDF ausdrucken? Womöglich. Wie wird das Interesse wachgehalten? Reminder-Mails vielleicht? Werden bei Fragen eine E-Mail oder Telefonnummer abgetippt? Oder, eventuell ein QR-Code gescannt? Ja, natürlich kann man auch in PDFs einiges an interaktiven Elementen einsetzen, aber es bleibt aus unserer Erfahrung eher „krampfig“.
Alternativ schauen wir uns einmal das Szenario an, in welchem der Interessent sich anstatt eines PDFs eine PWA installieren kann. Hier stehen weiter die volle Interaktivität und Medienvielfalt des Web zur Verfügung, um das Produkt in Szene zu setzen. Also auch Videos und Animationen. Und das Beste dabei ist: Diese interaktiven Elemente gibt es in der Regel auf der Website bereits, und man muss sie nur weiterverwenden. Darüber hinaus können dem Interessenten mit Notifications direkt im Nutzungskontext Angebote – vielleicht ein Probefahrttermin – unterbreitet werden. Für Android- oder Windows-User (https://caniuse.com/push-api) kann dies in der Regel sogar über Push geschehen. Natürlich können auch die im Web üblichen Rückkanäle oder gar Chats nahtlos angeboten werden.
Klingt doch eigentlich sehr zeitgemäß, oder? Und natürlich kann man sich noch vieles mehr überlegen. PWAs sind schließlich um Plattform-Capabilities erweiterte Webapplikationen. Nutzen wir sie!
Head of Technology